Geschnittenes Obst um kurz vor sieben oder es ist doch alles für einen guten Zweck

Obst

Es ist ja nicht so, dass wir kein Obst im Haus hätten. Wie man sieht, haben wir nicht nur Äpfel im Hause, sondern eines der Kinder wollte sich auch einen der Äpfel zurechtschneiden. Vermutlich ist es unterbrochen worden. Durch irgendetwas wahnsinnig Wichtiges. Hausaufgaben oder so. Böse Zungen, die behaupten, das Kind habe nur testen wollen, ob es das Messer ganz durch den Apfel rammen kann, lügen.

Frühlingszeit ist Spendenzeit. Zumindest für Eltern mit Kindern im schulpflichtigen Alter. Und es ist ja auch pädagogisch sehr begrüßenswert, dass die Kinder frühzeitig zur Freigiebigkeit erzogen werden und zum Teilen. Lernen, dass es auch Menschen gibt, denen es nicht so gut geht. Ich als Mutter hätte bestimmt versäumt, den Kindern das mitzuteilen. Aktuell sammeln die Kinder für irgendeine Umweltorganisation. Das ist sehr süß. Sie kriegen diese Spendendosen von der Schule und gehen damit von Tür zu Tür oder stehen verschüchtert vor Supermarkteingängen. Also andere Kinder. Meine Kinder nehmen meine Kaffeedose voller Kleingeld aus dem Schrank, teilen den Inhalt gerecht auf zwei Spendendosen auf, geben ihre Dosen gut gefüllt wieder in der Schule ab und stellen meine Dose leer zurück in den Schrank. Ich hab mal versucht, zu intervenieren. Aber was soll man sagen, wenn das Kind mit traurigen Augen aufschaut und sagt: „Du möchtest also, dass die Bienen sterben, ja?“

Aber bald kommt  dann ja auch schon der Spendenlauf. Das geht so. Die Kinder nötigen ihre Eltern, sämtliche Verwandte und Nachbarn, sich vor dem Lauf schriftlich zu verpflichten, eine großzügige Summe X für jede gelaufene Sportplatzrunde zu bezahlen. Es empfiehlt sich dringend, die Kinder vorab zu fragen, wie viele Runden sie zu laufen gedenken und sich mit anderen Eltern kurzzuschließen, ob jene Eltern wirklich 20 Euro pro Runde zahlen möchten oder das eigene Kind eventuell leicht übertrieben hat.
Immerhin, sie kommen an die Luft und bewegen sich. Und das alles noch für einen guten Zweck.

Am meisten freue ich mich aber auf das Spendenfrühstück an der Schule. Das ist genial. Wochen vorher werden wir Eltern per Mail infomiert, dass wir an besagtem Spendenfrühstückstag den Kindern allerlei gesunde Leckereien, mundgerecht geschnitten, mit in die Schule geben sollten. Obst, Gemüse, Brothäppchen (gesund). Wenn die Eltern das dann vier Wochen später vergessen haben, sind sie eben einfach schlecht organisiert. Die Kinder jedenfalls vergessen so etwas nicht.
Morgens, gegen halb sieben: „Ich soll heute geschnittenes Obst mit in die Schule bringen, weißt Du, ne?“ Kein Problem. Eine gute Mutter, der die Ernährung ihrer Kinder am Herzen liegt, hat schließlich immer eine Auswahl an knackigem Obst und frischen Marktgemüsen zur Hand, die sie vor Sonnenaufgang in appetitliche Häppchen schneiden und dekorativ auf Platten anordnen kann. Motivierend wirken dann auch Sätze wie „die Mama vom Luis hatte letztes Jahr einen Drachen aus Gurken, Radischen und Möhre gelegt.“

Aber es gibt natürlich immer Eltern, die es sich sehr einfach machen. Zum Bäcker gehen und Laugenbrezeln kaufen, weil das Obst just an jenem Tag aus war.  Ich möchte darüber nicht urteilen. Passiert.  (Mir aber nur die letzten drei Mal. Wir haben nämlich immer Obst im Haus und wenn wir kein Obst im Haus haben, dann nur, weil es gerade alle ist, weil die Kinder einfach viel lieber Obst, als Schokolade essen. So!)

Bisschen ungünstig ist, dass das ganze Essen irgendwie morgens noch in die Schule kommen muss. Den Kindern kann man nun nicht auch noch zumuten, neben ihrem Schulranzen, eine Tupperdose voller Gemüseschnitze unversehrt 500 Meter weit zu transportieren. Sicherheitshalber bringen deshalb die Eltern die gesunde Kost  mit dem Geländewagen direkt vors Schultor. Da wird es dann etwas eng um kurz vor acht, aber irgendwas ist ja immer und dann müssen die armen Kinder, die zu Fuß kommen müssen, weil ihren herzlosen Eltern total egal ist, ob sie sich an den Apfelschnitzen einen Bruch heben, halt einfach ein bisschen aufpassen, dass sie nicht unter die Räder kommen.
Die Kinder und die Lehrer essen jedenfalls die ganzen leckeren Sachen im Laufe des Vormittags gemeinsam auf. Aber nicht einfach so. Oh nein. Sie zahlen Geld dafür. Also die Eltern geben den Kindern Geld dafür, dass sie die vielen Lebensmittel, die sie gekauft, zubereitet und zur Schule transportiert haben, hinterher aufessen können.  Die Reste schmeißen die Eltern dann übrigens später weg, nachdem die Tupperdosen mit dem Geländewagen mittags wieder aus der Schule abgeholt wurden. Das Geld wird gespendet. Für einen guten Zweck.
Insgesamt also eine tolle Sache.
Schade, dass es immer wieder Eltern gibt, die das alles schlecht machen müssen. Den Sinn der Aktion hinterfragen. Statt einfach mal zu akzeptieren, dass das schon immer so gemacht wurde. Aber das sind dann halt auch dieselben Eltern, die nicht in der Lage sind, ein bisschen Obst vorrätig zu haben. Traurig ist sowas.   shy

7. April 2017