Meine beste Freundin, ihr Baby und ich

beste Freundin

Tina und ich kennen uns seitdem wir drei Jahre alt sind. Im Kindergarten haben wir uns kennengelernt, seitdem ist die eine ein Teil im Leben der anderen. Nahezu jeden Kindergeburtstag haben wir zusammen verbracht und wenn es nicht unser eigener war, dann haben wir uns zum Spielen bei unseren anderen Kindergartenfreunden getroffen. Ich kann mich noch an viele Situationen aus dieser Zeit erinnern und unsere Eltern haben viele solcher Momente auf Videos und Fotos festgehalten. So stehen in Tinas Wohnzimmer zwei Kinderbilder, die sie im Alter von einem Jahr zeigen. Auf dem einen sitzt sie mit Badehose und Bademütze im Planschbecken. Auf dem anderen steht sie stolz im elterlichen Garten mit einem Kleidchen, eine Sitzbank als Stütze in greifbarer Nähe. Was uns unsere Mütter da nur angezogen haben?, haben wir uns schon oft gefragt. Würde die Mode jedoch nicht das zugehörige Jahrzehnt verraten, könnte man meinen, die Fotos zeigen Paulina. Man kann zwar genau erkennen, dass sie eine gute Mischung aus Tina und Markus ist, die Ähnlichkeit zu ihrer Mama ist aber nicht zu übersehen. Wie die Mama, so die Tochter.

Ich: „Kannst Du jetzt schon Gemeinsamkeiten zwischen dir und ihr feststellen?“

Tina: „Äußerlich auf jeden Fall. Sie hat auch meine Locken. Ansonsten kann sie manchmal sehr ungeduldig sein. Vielleicht kommt sie da ja auch ein bisschen nach mir. Außerdem würde sie am liebsten immer nur Nudeln essen, so wie ich. Und meinen Heißhunger auf Eiscreme, den ich während der Schwangerschaft hatte, ist irgendwie auch auf sie übergegangen: Sie liebt Eis. Und wir mögen beide die Farbe Rosa, wobei das aber wahrscheinlich eher daran liegt, dass wir eben Mädchen sind.“

Paulina ist ganz und gar ein kleines Mädchen. Zwar spielt sie jetzt schon auf dem Spielplatz, mag Matsch und den Sandkasten im Garten, doch das alles geht  – natürlich –  nur in kleinen, rosafarbenen Turnschuhen. Klar, dass Mama Tina das gleiche Exemplar hat, nur eben ein paar Größen größer.  „Einmal die Schuhe mit meiner Tochter im Partnerlook zu haben, war immer ein Traum von mir, wenn ich mal ein Mädchen bekommen sollte“, sagt Tina, während sie Paulina Löffel für Löffel mit kleinen, bis zur Unkenntlichkeit zerkochten Nudeln füttert. Die Hälfte davon landet allerdings mehr auf dem Tisch und auf dem Boden als im Mund – es ist aber auch gar nicht so einfach mit diesem blöden Löffel. Während Tina und ich Nudel für Nudel wieder einsammeln, beobachtet Paulina uns, klopft mit beiden Händen auf den Tisch und quietscht vor Vergnügen. Solange sie Spaß hat, denke ich mir und stoße mir den Kopf an der Tischkante.

Ich: „Wie geht es denn mit den Zähnchen voran?“

Tina: „Die kommen einer nach dem anderen durch. Die Nächte können da schon sehr lang werden. Aber sie ist tapfer und steht das super durch.“

Das tut sie und präsentiert mir mit ihrem breiten Lächeln gleich ein neues Exemplar davon. Für die kleinen Nudeln reichen sie zumindest schon mal.

Elf Monate ist Paulina jetzt alt und wird von Tag zu Tag aufgeweckter. Auch das Laufen ist zu einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen geworden, jedenfalls versucht sie es. Jetzt traut sie sich sogar schon ein paar Schritte selbstständig zu gehen, ohne Mama, die schützend hinter ihr steht. So schickt mir Tina während der Osterfeiertage ein Video, das zeigt, wie Paulina ihre ersten Schritte von Papa Markus zu einer ihrer Großmütter läuft – und Mama Tina hat es als Beweis auf Video. Früher war es ein glücklicher Zufall, wenn unsere Eltern Momente wie diese auf einem Foto oder Video festhalten konnten und die schwere Videokamera dabei hatten. Heute ist das anders, denke ich mir und wundere mich im gleichen Moment, hatte ich mir doch eigentlich geschworen niemals, aber auch wirklich niemals in den Modus „Früher war alles anders“ zu verfallen. Das Video zeigt, wie Paulina in großen Schritten und wild mit den Armen wedelnd durch das Zimmer läuft. Zugegeben, watscheln würde es eher treffen, aber jeder hat ja mal klein angefangen und außerdem soll man ja nie den zweiten Schritt vor dem ersten machen.

Ich: „Traut sie sich jetzt mehr zu?“

Tina: „Ja, total. Sie ist sehr neugierig. Sie läuft von Tag zu Tag immer besser und ist dabei, den Dreh herauszufinden. Manchmal kann ich sie gar nicht stoppen und sie möchte nur herumlaufen – am liebsten den ganzen Tag, weil es ihr so viel Spaß macht. Wenn sie von einer Sache begeistert ist, dann ist sie kaum zu bremsen.“ Aha, da wäre also eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Tina und ihrer Tochter.

Paulina interessiert sich immer mehr für das, was um sie herum passiert. „Vor allem von Tieren ist sie fasziniert und schaut ihnen hinterher“, sagt Tina. So hat Paulina die Pläne für den nächsten Familienurlaub indirekt geplant, denn dann werden alle Zoos abgeklappert, die der kleinen Familie in den Weg kommen. Vielleicht entstehen dabei auch weitere Fotos und Videos für das Familienalbum. Und vielleicht wird sich Paulina  – so wie wir heute – über die Mode von damals wundern und sich Jahre später fragen: „Mama, wieso hast Du mir das angezogen?“

 

Ausblick: Pssst! Am 15. Mai feiert Paulina ihren ersten Geburtstag. Ein aufregendes Jahr liegt dann hinter der jungen Familie und dem Babytagebuch, das die drei schon seit der Zeit begleitet, als sie eigentlich noch zu zweit waren. Wir freuen uns auf die erste Kerze zum Auspusten.

Zur Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht ab sofort Baby Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

 

 

15. April 2015
|

Ähnliche Beiträge