Meine beste Freundin, ihr Baby und ich

beste FreundinFolge XII: Zum ersten Mal am Meer 

Bei manchen ist es die Erde oder die Luft, bei Paulina aber eindeutig das Wasser: In diesem Element fühlt sie sich pudelwohl. Es kann gar nicht laut genug plätschern, man kann gar nicht oft genug in Pfützen springen – zum Leidwesen von Tina – und man kann gar nicht besser einschlafen als bei leisem Regen. Ihr erstes und leidenschaftlichstes Hobby ist und bleibt das Babyschwimmen. War sie zum ersten Mal im Alter von vier Monaten im Schwimmbecken, so gehört sie mittlerweile schon zu den Großen und springt vom Beckenrand aus in Mamas Arme. „Danach ist sie immer völlig müde vom Toben und der warmen Luft, dass sie mir manchmal schon auf dem Heimweg im Auto einschläft“, sagt Tina.

 

Aufregende Tage liegen hinter der kleinen Familie. Paulinas erster Geburtstag im Mai war der erste Streich, der zweite folgte aber sogleich: So war Paulina eines der vielen Kinder, die in der Weschnitz getauft wurden. Zahlreiche Fotos auf meinem Handy zeigen den Moment, als Paulina auf dem Arm ihres Patenonkels getauft wird. Ich – viel aufgeregter als Tina, was nicht daran liegt, dass Tina nicht emotional ist, im Gegenteil sie ist es sehr, aber ich kann meine Gefühle dagegen nur schwer kontrollieren, vor allem dann wenn es in irgendeiner Weise mit Kirchen, Hochzeiten oder eben Taufen zu tun hat  – knipse wie wild und halte den Moment für das Fotoalbum der Familie fest. Allen Befürchtungen Tinas zum Trotz zappelt Paulina nicht, rutschten weder Pfarrer noch Patenonkel aus, die knietief in der Weschnitz stehen – Paulina genießt den Augenblick. Ein bisschen Wasser über den Kopf, dann klatschen alle, die drumherum stehen und Paulina freut sich mit ihnen. Sieben Zähnchen zeigen sich, als sie lächelt. Danach wird im engsten Kreis mit der Familie gefeiert, während die kleine Hauptperson fast das Fest verschläft.

 

„Wie hast du Paulinas Taufe erlebt?“, frage ich Tina, als wir gemeinsam an der Spülmaschine stehen.

 

Tina: „Es war ein sehr schönes kleines Fest. Sie hat toll mitgemacht und war ruhiger als gedacht. Die Musik und der Gesang in der Kirche scheinen ihr gut gefallen zu haben. Und sie hat sich in ihrem Taufkleidchen richtig wohlgefühlt.“

 

Ich: „Ich hatte den Eindruck, dass Paulina den Tag richtig genossen hat.“

 

Tina: „Ja, das hat sie. Sie hatte richtig Spaß. Der Moment der Taufe war etwas ganz Besonderes für sie. Sie hat den Pfarrer ganz genau angeschaut und man hat ihr richtig angesehen,  wie sie nachdenkt, was er denn jetzt genau vorhat.“

 

Als wir in der Küche stehen, entdecke ich einen Zettel auf dem Küchentisch. Auf ihm sind zwei Spalten eingezeichnet. Über der einen stehen Tinas und Markus’ Namen, über der anderen Paulinas. Unter beiden eine Menge Stichpunkte, wobei Paulinas Seite des Papiers eindeutig mehr zu bieten hat. „Das ist meine Packliste“, sagt Tina, trocknet ihre Hände am Geschirrtuch ab und zeigt auf das Blatt Papier. „Für unseren ersten Familienurlaub am Strand.“ In Listen erstellen war sie schon immer gut. Als sie das das letzte Mal machte, war sie hochschwanger und hackte einen Punkt nach dem anderen auf ihrer Liste für die Baby-Erstausstattung ab. Man muss eben auf alles vorbereitet sein.

 

Ich: „Oh, da kommt aber eine Menge zusammen. So viele Stichpunkte für eine so kleine Dame.“

 

Tina: „Und ob.“

 

Sie zählt mir die wichtigsten Sachen à la „Ich packe meine Strandtasche und nehme mit“ auf: Neben Kleidern und Schühchen, dürfen ein Sandeimer plus Schaufel, Sieb und etliche Förmchen nicht fehlen. Das Lieblingsspielzeug der Elefant ist auch dabei, ebenso wie der Sonnenhut und ein Badeanzug zum Toben. Ganz wichtig auch die Sonnencreme mit wohl dem höchsten Lichtschutzfaktor, den es gibt und und und … nach dem Sonnenhut höre ich auf, in meinem Kopf mitzuzählen, ich bin raus. Ich kann aber verstehen, dass so ein Urlaub zu dritt, eine Menge Planung im Voraus erfordert.

 

Ein paar Tage später piepst mein Handy. Eine Sms von Tina, der Inhalt das erste Strandfoto der kleinen Paulina. Ohne Text, einfach nur das Bild und ich weiß genau, was Tina mir damit sagen will: Schau mal, wie glücklich sie ist. Da steht sie nun, die kleinen Füße fest im Sand, das Hütchen auf dem Kopf und der Blick auf das Meer gerichtet. Die kleine Dame ist voll in ihrem Element. Wasser und Mama und Papa in greifbarer Nähe.

 

Ein paar Stunden später folgt das zweite Bild. Paulina sitzt quietschvergnügt im Sand, Eimer und Förmchen liegen vor ihr, die Schaufel hält sie in der Hand. Am linken unteren Bildrand kann ich Markus Zehen und Tinas Füße erkennen. „Es ist wunderschön hier“, lauten die Urlaubsgrüße. Das glaube ich ihnen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Tina, Markus und Paulina vollbepackt am Strand ankommen. Ich versuche, mir noch einmal die Stichpunkte auf der Packliste in Erinnerung zu rufen. Vergebens – alles bekomme ich nicht mehr zusammen.

 

„Wie war euer erster gemeinsamer Urlaub am Strand?“, frage ich Tina, als sie wieder zu Hause sind.

 

Tina: „Es war wunderschön. Nach dem ganzen Stress der letzten Wochen hat es richtig gut getan als Familie zusammen zu sein. Besonders toll war es, ihr das Meer zu zeigen. Auf diesen Moment hatte ich mich besonders gefreut. Ihr hat es richtig gut gefallen.“

 

Ich: „Wie hat sich Paulina am Strand angestellt?“

 

Tina: „Sand kennt sie ja schon aus unserem Sandkasten und vom Spielplatz, aber in dieser Menge war es natürlich etwas ganz Neues und Aufregendes für sie. Sie hat mit uns Burgen gebaut und ist im Wasser geplanscht.“

 

Als mir Tina von ihren Erlebnissen erzählt, fällt mir ein altes Kinderfoto von uns beiden wieder ein. Es klebt in einem rosafarbigen Fotoalbum und steht in einem Regal in meinem Elternhaus. Es zeigt uns an meinem vierten Geburtstag in Badeanzügen um ein Planschbecken stehen. Von Sand ist keine Spur und doch kann ich für einen Moment nachvollziehen, wie sich die kleine Paulina am Strand gefühlt haben muss. Neben den Bildern von der Taufe sind die Strandfotos weitere schönere Erinnerungen für das Familienalbum, das in jedem Monat dicker und bunter zu werden scheint. Weiter so, kleine Paulina, es gibt noch so viel zu entdecken – das Meer ist erst der Anfang.

 

Zur Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

 

 

15. Juli 2015
|

Ähnliche Beiträge