Nein, ich freu mich nicht

freu mich nicht

„Bist Du auch so froh, wenn die Ferien endlich vorbei sind?“
Mit Verlaub, liebe Mütter, ich kann die Frage – gern begleitet von eurem tiefen Seufzen und eurem müden Haare-aus-dem-gegrämten-Gesicht-streichen –  nicht mehr hören.

Die Antwort lautet, nein.
Nein, ich freu mich nicht, wenn die Schulferien vorbei sind. Ich weiß nicht, was euch daran so erschöpft, wenn eure Kinder nicht in die Schule müssen. Nein, es stört mich nicht, wenn sie den ganzen Tag da sind. Auch dann nicht, wenn ich arbeiten und deshalb meine Kinder hin und her organisieren oder einfach einige Stunden allein lassen muss (huch!).

Nein, es macht mir nichts aus, wenn ich nach Hause komme und die Wohnung im Chaos versinkt und ich weiß, dass die halbe Zeit der Fernseher lief. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn der Zehnjährige lässig sagt, er habe sich Essen gekocht und freue mich einfach darüber, dass er mir fünf kalte Rühreier und eine halbe Maultasche übrig gelassen hat. Ich amüsiere mich über den hingekritzelten Zettel: „Bin bei XY, sehn uns spätr im Schwimbat“ und verdrehe nur ein bisschen die Augen über die Tatsache, dass die Haustür offen steht. Kann ja mal passieren.
Es gibt auch Wichtigeres, als ein aufgeräumtes Zimmer und vergessene Wäsche und Bettdecken auf dem Fußboden und vertrocknete Balkonblumen und Schnitzspäne auf dem Teppich und die Fruchtfliegen, die auf dem Rührei in der Küche eine Party feiern, die sollen ruhig auch ihren Spaß haben.
Es sind schließlich Ferien. Und… nach den Ferien ist die Party vorbei.
Dann ist nichts mehr mit einmal kurz die Fliegen weg wedeln, kaltes Ei essen, alles stehen lassen und dem Sohn ins Bad nachradeln.
Dann ist die Party vorbei. Dann sind die Kinder zwar den halben Tag nicht da, aber die andere Hälfte muss ich wecken und antreiben und planen und auf die Uhr schauen und ermahnen und erinnern und organisieren und bestimmen und mich beeilen. Und das alles finde ich viel, viel anstrengender, als ein paar Kinder, die die ganzen Tag einfach bei mir sind.

Und, nichts ist wunderbarer, als ein braungebranntes, sonnenblondes, Pommes-Ketchup-Eis-verklebtes Ferienkind, das mit schmutzigen Füßen lässig am Beckenrand herumlungert. Irgendwo auf der zarten Grenze zwischen noch Kind und schon fast ein bisschen cool. Und dann schau ich es mir so an, von weitem und denke: Ist das wirklich das selbe Kind, das mich bald wieder morgenmuffelmüde mit zusammengekniffenen Augen anfaucht, weil es sein Englischbuch nicht findet? Ist dieses fröhliche Ferienkind, das abends um halb elf mit seiner kleinen Schwester auf dem Bett HipHop tanzt, tatsächlich das selbe Kind, das zu Schulzeiten auf gar nichts Bock hat? Am wenigsten auf Reden, auf seine Schwester und auf mich? Und ganz sicher niemals auf Tanzen?

Ich mag sie beide. Beide Kinderversionen. Aber lieber ist mir die Ferienausgabe. Aber vermutlich bin ich als Ferienmutterversion auch besser als als Alltagsmutterversion.

shy

8. September 2016

2 Kommentare

Danke, Danke, Danke! Mir geht es genauso. Ich liebe die Ferien! Und ich brauche sie, genauso wie meine drei Kinder! Und es gibt nichts Schöneres, als einfach nur mal in Ruhe arbeiten, ohne nachher irgendwo pünktlich sein zu müssen…in diesem Sinne: Genießt die Herbstferien! Sie sind Leider nur kurz, aber eine Willkommene Erholung, bevor der Weihnachtswahnsinn beginnt und man wieder von Krippenspielprobe zum Flötenvorspiel rennt….

Mir geht es genau so. Ich bin auch nicht froh, denn dann fängt der ganze Stress und Termindruck wieder an und die Kinder haben kaum Zeit Kind zu sein.

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