StadtLandKind. | Ausgabe 2/2022

18 Raus ! euch mit Unterwegs mit der Initiative „Draußenspiel“. Warum Kinder nach Corona nicht nur Lücken im Lernstoff haben – sondern auch das Spielen wieder lernen müssen. Schulzeit ist Spielzeit – zumindest in den vergangenen Wochen und Monaten in ausgewählten Schulen der Region. Walter Knapp und Kerstin Dreier haben das Projekt „Draußenspiel“ gegründet und bringen das freie Spielen zurück zu den Kindern. „Das haben viele nämlich komplett verlernt“, so Kerstin Dreier. Bereits vor Corona habe sich diese Tendenz gezeigt, unterstützt durch die Verlagerung der Nachmittage weg vom Draußen-Spielen – hin zu Tablet und Handy. Die Pandemie mit ihren Schulschließungen habe diese Tendenzen noch verstärkt. „Jetzt im Frühling sind die Spielplätze zwar voll“, beobachten die Initiatoren, „aber es sind meistens die Eltern, die sich verabreden und ihre Kinder dann beaufsichtigen. Bei Konflikten und Streit werde sofort von den Eltern eingegriffen. Freies Spielen? In Phantasiewelten ungestört abtauchen? Das sei kaum noch möglich. „Kinder haben das Spielen verlernt“, beobachtet Kerstin Dreier. „Dabei ist Spielen für Kinder überlebenswichtig. Es ist praktisch ihre Aufgabe, ihre Arbeit.“ Eigentlich müssen sich Lehrerschaft und Schulleitungen strikt an die Lehrpläne halten – die Grundschüler sollen schließlich mit Ende der vierten Klasse fit für die weiterführenden Schulen sein. Ein regelmäßiger „Waldtag“, ein Ausflug, schon ein gemeinsames Singen am Morgen … all das wurde ungern gesehen und fand wenig Platz. Das ist jetzt anders. „Wir kommen mit den Anfragen der Schulen kaum hinterher", erklärt Kerstin Dreier, die eigentlich auch Lehrerin ist und ihre Laufbahn zugunsten des „Draußenspiels“ beendet hat. „Lehrer und auch Eltern sehen großen Nachholbedarf und nicht nur in Mathe, Englisch und Deutsch. Sondern im ganz normalen freien Spielen an der frischen Luft. Ohne „richtiges“ Spielzeug, ohne vorgegebenen Ablauf, ohne Wettbewerb.“ Viele Kinder haben das Spielen verlernt Pädagogische Grundlage von „Draußenspiel“ ist das „Loose Parts Play“-Konzept, entwickelt, um Kindern soziale Kompetenzen zu vermitteln. Gespielt wird mit alltäglichen Dingen, wie Pappröhren, alten Töpfen oder Holzstücken, und vor allem: selbständig. Die einzige Regel, die im Vorhinein festgelegt wird, ist, dass die Kinder beim Spielen auf sich selbst, die Mitschüler und das Material achtgeben sollen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=