StadtLandKind. | Ausgabe 2/2022

Familienleben 6 Allein unter Frauen? Ein Papa erzählt von einem Jahr Elternzeit „Willst du dir das wirklich antun? Mir wäre das zu anstrengend.“ Aussage von Freunden, als sie von unseren Plänen hörten. Vom zum Vollzeitjob Väter, die in den ersten Lebensjahren der Kinder ein Jahr oder länger zuhause bleiben, während die Mutter voll in ihrem Job arbeitet, sind noch immer die Ausnahme. Laut aktuellem Väterreport des Bundesfamilienministeriums haben zwar zuletzt 42 Prozent der Väter Elterngeld bezogen. Dabei gehen die meisten von ihnen nicht länger als die üblichen zwei Monate in Elternzeit und das oftmals gemeinsam mit der Partnerin. Wir haben mit einem Papa geredet, der sich mehr Zeit für seinen Nachwuchs genommen hat. Ein Jahr tauschte er mit seiner Frau die Rollen und blieb mit Sohn Jakob (inzwischen 3 Jahre alt) ein Jahr allein zuhause, während sie in Vollzeit zurück in ihren Job als Redakteurin der lokalen Tageszeitung ging. Lieber Johannes, noch immer ist es ungewöhnlich, dass Väter Elternzeit nehmen und Mütter in den ersten Jahren mit Baby Vollzeit arbeiten. Wie kam es zu diesem Rollentausch? Das hatte mehrere Gründe. Zum einen waren wir uns beide einig, dass Jakob vor dem Kindergarten nicht in einer Kita betreut werden sollte. Ich und meine Frau Anna haben also nach Möglichkeiten gesucht, ihn so lange als möglich in der Familie zu betreuen. Dazu kam, dass ich durch meinen Beruf als Koch in der Gastronomie sehr familienunfreundliche Arbeitszeiten hatte. Wir hatten eigentlich überhaupt kein geregeltes gemeinsames Familienleben. Wenn ich abends nachhause kam, waren die anderen schon längst im Bett, morgens war ich müde. Und auch die Wochenenden hatten wir nicht für uns, weil meine Frau sonntags oft arbeiten musste und ich auch. Als Anna nach zwei Jahren Elternzeit wieder voll einsteigen wollte, habe ich ihr den Vorschlag gemacht: Ein Jahr bleibe ich zuhause. Zuerst war sie etwas überrascht. Aber dann fand sie es super. Vollzeit-Papa

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