StadtLandKind. | Ausgabe 3/2022

Familienpolitik 20 Eine Schule mitten in Mannheims Stadtteil Sandhofen wurde gegen Ende des Nationalsozialismus zum Konzentrationslager. Von September 1944 bis März 1945 internierte dort der Daimler-Benz-Konzern 1.060 polnische Häftlinge. Sie wurden in die 16 Klassenzimmer des ersten und zweiten Obergeschosses der Schule gepfercht. Der jüngste war 14 Jahre alt. Das Gebäude ist noch immer eine Schule, heute heißt sie Gustav-Wiederkehr-Schule. Gegen den Widerstand aus Politik und Nachbarschaft wurde 1990 im Keller der Schule die Mannheimer KZ-Gedenkstätte Sandhofen eingerichtet. Und seit 2014 führen die Initiatoren der Gedenkstätte eine Geschichts-AG zum Nationalsozialismus mit Grundschulkindern durch. Im vergangenen Jahr erhielt das Projekt den Demokratiepreis der Stadt Mannheim. Wir haben uns mit Dr. Marco Brenneisen, Historiker und Sozialwissenschaftler und Initiator der AG, unterhalten. Wir können hier nur einen Ausschnitt wiedergeben. Das ganze Interview ist ab September 2022 online auf stadtlandkind.info nachzulesen. Wir haben uns vorab gefragt: Sind Grundschulkinder nicht zu jung für das Thema Nationalsozialismus? Noch dazu, wenn in den eigenen, heute hellen und freundlichen Klassenräumen, den Fluren, auf denen getobt wird, dem Pausenhof, auf dem gechillt wird, früher Menschen gequält wurden, Hunger und Folter erlitten? Und: Müsste man für diese Altersgruppe das Thema nicht so niederschwellig vereinfachen, dass es letztlich zu einer Bagatellisierung der NS-Verbrechen führt? Tatsächlich:Obwohl sichdieGustav-Wiederkehr-Schule und die Gedenkstätte im selben Gebäude befinden, gab es lange Zeit keine Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen. Sowohl unter der Lehrerschaft und den Eltern als auch seitens des Vereins existierten große Bedenken. Lieber Herr Dr. Brenneisen, eine Geschichts-AG für Grundschulkinder zum Thema Nationalsozialismus. Und das auch noch unmittelbar am Ort des Geschehens. Wie passt das zusammen? Sie wären überrascht, wie interessiert und informiert bereits Grundschulkinder sind. Jedes Kind, das mit den Eltern Nachrichten schaut, oder auch Kindernachrichten, bekommt etwas davon mit, aber eher nur wie etwas Fernes, ein Gerücht über etwas sehr Böses. Wir nennen das diffuse Geschichtsnarrative. Generell bleiben Themen wie Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Krieg und Gewalt, Verfolgung und Flucht den Kindern nicht verborgen. Und ist es für Erwachsene schon kaum erklärbar, wie Menschen zu derlei Taten in der Lage sein können, stellt sich für Kinder umso mehr die Frage nach dem „Warum“. Hier wollten wir ansetzen. Damit es nicht bei einem beunruhigenden Halbwissen bleibt. Das Thema wird aber in einer AG behandelt und nicht im Unterricht? Ja, es ist eine freiwillige AG für die KlasKinder – ! wir so wie “ „Das waren ja Eine Geschichts-AG bekommt den Demokratiepreis der Stadt Mannheim

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