StadtLandKind. | Ausgabe 4/2022

Familienleben 14 Vorsorgen statt Heilen: Paar bleiben, auch während der Elternschaft, kostet Zeit und Energie, aber definitiv weniger Zeit und Energie als eine Trennung. Abschließen eines Ehevertrags. Wir trennen uns. Drei Worte, die eine Welt bedeuten. Oder besser gesagt: Das Betreten einer neuen Welt. Im Jahr 2021 wurden fast 40 Prozent der Ehen in Deutschland geschieden. Die Zahl ist bekannt, aber so richtig damit rechnen will niemand. Auch nicht Pia. „Natürlich habe ich gemerkt, dass wir zu wenig für uns als Paar machen“, berichtet sie. „Bei drei Kindern zwischen fünf und zehn gibt es einfach immer etwas zu organisieren, und die Erwachsenen fallen hinten runter.“ Trotzdem habe sie weiter funktioniert und sich darauf verlassen, dass eine über zwei Jahrzehnte andauernde Beziehung auch eine solche Durststrecke aushalten kann. Fehlanzeige. „Im April hatte ich einen Hörsturz, und als mein Mann mich vom Arzt abholte, war da keinerlei Sorge zu spüren“, erinnert sie sich. Also habe sie nachgefragt, ihn bedrängt und schließlich eine Antwort bekommen: Er werde sich trennen. Und er liebe eine andere Frau. „Das war wie ein Schlag ins Gesicht“, bekennt die 41-Jährige. Im ersten Moment ist sie hilflos, im zweiten bekommt sie Angst. Wie viele andere Frauen arbeitet sie seit der Geburt des ersten Kindes in Teilzeit und übernimmt einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Wie soll das in Zukunft funktionieren? Und: Wie werden die Kinder die Situation verkraften? Der Anfang ist schwer, aber noch zieht das Paar an einem Strang. Sie lassen sich von einer Caritas-Mitarbeiterin beraten und bereiten gemeinsam das Gespräch vor, in dem sie ihre Kinder über die Trennung informieren. „Das war vermutlich der schwerste Moment überhaupt“, berichtet Pia. „Unsere Kinder waren völlig ahnungslos. Es war eine große Hilfe, dass wir im Vorfeld Sätze formuliert hatten, an denen wir uns entlanghangeln konnten.“ Das Ziel: den Kindern vermitteln, dass sie keinerlei Schuld trifft. „Ich führe ein Leben, das ich eigentlich gar nicht führen wollte“ Rückblickend sagt Pia: „Die ersten Wochen waren schmerzhaft, aber irgendwie okay. Mein Mann hat versprochen, dass seine Freundin erst nach ungefähr sechs Monaten eine Rolle spielen wird und dass er finanziell für mich und die Kinder Eine Trennung mit Kindern wirft Lebensentwürfe über den Haufen, bringt oft finanzielle Sorgen und immer die Frage mit sich, wie die Kleinsten der Familie die schwierige Phase gut überstehen. Pia* durchlebt diesen Prozess aktuell und hat uns Einblicke in ihre Situation gegeben. Scheidenweh tut

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