StadtLandKind. | Ausgabe 3/2023

Familienleben 4 GROSSE FREIHEIT UND NEUE RISIKEN EIN LEBEN OHNE SOCIAL MEDIA ist für die meisten Kinder und Jugendlichen undenkbar. Welche Chancen und Gefahren sich daraus ergeben, erklärt Dr. Karin Knop. Unser Autor Klaus Kühlewind hat mit der Medienpädagogin gesprochen. Frau Dr. Knop, Smartphones und Tablets begleiten Kinder von klein auf durch den Alltag. Spätestens Ende der Grundschulzeit gehört das eigene Smartphone samt Netzzugriff dazu. Ist das der Beginn einer großen Freiheit? Dr. Karin Knop: Wie Sie sagen, hat etwa die Hälfte der Grundschüler ein Smartphone, kann damit online gehen und die Kinder können sich damit auch vernetzen. Das ist einerseits der Beginn der großen Freiheit, denn für Kinder sind, wie für Erwachsene, drei Dinge sehr wichtig: Autonomie, Kompetenzerleben und Zugehörigkeit. All das ist über das Smartphone realisierbar. Andererseits erhöhen sich durch Smartphones die Risiken, mit Inhalten konfrontiert zu werden, die für das Alter nicht geeignet sind, beispielsweisepornografischeoder extremistische Inhalte und Gewaltdarstellungen. Andere Themen sind die Veränderungen der Face-to-Face Kommunikation, weil der Austausch zunehmend über das Smartphone läuft, eine permanente Ablenkung, die Kommerzialisierung über In-App-Käufe oder ein sozialer Druck, der sich auch durch die Reaktionszeiten auf Nachrichten von Freunden entwickeln kann. Und es gibt eine ganze Gruppe junger Nutzer, die einer Suchtgefahr ausgesetzt ist, weil sie das Handy immer mehr benutzt und die Kontrolle über das Nutzungsverhalten verliert. Der großen Freiheit auf der einen Seite stehen gleichzeitig neue Risiken gegenüber. Wie sensibilisieren Eltern die jungen Menschen für Chancen und Risiken der digitalen Vielfalt? Das Mittel der Wahl ist hier ein kindzentrierter, aktiver Medienerziehungsstil. Eltern sollten an einer Haltung arbeiten, mit der sie die Attraktivität des Smartphones für ihre Kinder nachvollziehen können. Dazu braucht es ein großes Interesse dafür, warum Kinder so fasziniert sind und gleichzeitig einen Dialog darüber, was genau Kinder mit den Gerätenmachen. Eltern sollten sich beispielsweise zeigen lassen, welche YouTube-Videos gerade angesagt sind oder wer alles zu den verschiedenen WhatsApp-Gruppen gehört. Wichtig ist auch, mit den Kindern gemeinsam die Datenschutzeinstellungen vorzunehmen, weil Kindern oft das Wissen fehlt und sie teilweise unreflektiert Daten preisgeben. Ganz wichtig ist jedoch, im Dialog zu bleiben und in diesem Dialog gemeinsam mit dem Kind Regeln auszuhandeln. Was alles zählt zu diesen Regeln? Dazu gehört, welche Apps werden installiert. Aber auch die tägliche Nutzungsdauer ist ein Aspekt. Darüber sollten Eltern mit ihren Kindern in den Dialog treten und die gemeinsam aufgestellten Regeln dann auch verbindlich einhalten. Die Erfahrung zeigt, dass konsensuell erarbeitete Regeln von Kindern auch gut eingehalten werden. Ein rigides Festlegen macht wenig Sinn. Für das Einhalten der Regeln, wie das Zeitbudget oder den Zugriff auf Inhalte, können sich Eltern auch technischer Hilfsmittel bedienen, wie zum Beispiel Time.Limit.io für Android. Fürs iPhone ist es bereits integriert und unter Bildschirmzeit zu finden. Welche Rolle spielen beimThema Mediennutzung und -umgang © Adobe Stock

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