StadtLandKind. | Ausgabe 3/2022

Und plötzlich steht die Welt still: das verknautschte Gesichtchen; die winzige Hand, die sich um den eigenen Finger schließt; die ersten Schreie des kleinen Wesens, die in diesem Augenblick wie das schönste Geräusch auf Erden klingen … Die Gedanken und Gefühle, die eine Frau nach der Geburt überschwemmen, wenn sie ihr Baby das erste Mal im Arm hält, lassen sich nur schwer in Worte fassen. Und so einzigartig und individuell diese ersten gemeinsamen Minuten auch sind, nach einiger Zeit kommen alle jungen Mütter an den gleichen Punkt: Ihr Baby hat Hunger. Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Nationaler Stillkommission (NSK) stellt ausschließliches Stillen die beste Ernährungsweise für Säuglinge in den ersten sechs Monaten dar. Durch das Stillen erhält ein Baby nicht nur alle Nährstoffe, die es für seine Gesundheit und seine Entwicklung benötigt, sondern gleichzeitig ebenso essenzielle Grundelemente wie körperliche Nähe, Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit. Nicht umsonst gilt Stillen als die „natürlichste“ Sache der Welt. Wie lange ein Baby voll gestillt und ab wann die Beikost eingeführt werden sollte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Empfehlung seitens WHO und NSK lautet jedoch, frühestens im fünften, spätestens im siebten Lebensmonat sukzessive mit der Beikost zu beginnen und dabei weiterzustillen. Frauen, die nicht stillen wollen oder können, versorgen ihre Babys mit Pre-Nahrung, die in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch gleicht. Zwischen Stillen und Flasche existiert ein Vielfaches an Möglichkeiten: So geben beispielsweise manche Mütter, die sich gegen das Stillen entscheiden, ihren Babys trotzdem die Vormilch, das sogenannte Kolostrum. Viele wiederum fangen gleich mit dem Fläschchen an. Andere, bei denen das Stillen nicht auf Anhieb oder gar nicht klappt, pumpen ab und füttern dem Neugeborenen die Muttermilch mit dem Fläschchen. Und wieder anderen Babys reicht die Muttermilch nicht, sie benötigen zusätzlich zur Brust noch Pre-Nahrung … Es gibt nicht den einen Weg, das eigene Kind gesund und liebevoll zu ernähren. Zumal jede Frau und jedes Kind anders ist und allgemeingültige Aussagen daher im Grunde nicht möglich und bei einem derart sensiblen und emotionalen Thema auch nicht zielführend sind. Eine Mutter sollte individuell den für sich richtigen Weg finden dürfen. Ohne Druck, ohne Beeinflussung. „Am allerwichtigsten ist es, dass Mutter und Baby glücklich sind“, so Christina Stalf, die seit 19 Jahren als Hebamme arbeitet und gemeinsam mit ihrer Schwester eine Hebammenpraxis in Ketsch leitet. Doch wie findet eine Frau den für sie richtigen Weg? Mit welchen Problemen und Herausforderungen haben junge Mütter zu kämpfen? Wie kommt frau gut durch die Stillzeit? Stillen – ja, nein oder vielleicht? Beinahe 90 Prozent aller werdenden Mütter in Deutschland haben die Absicht, ihr Kind in den ersten Lebensmonaten zu stillen. Für viele stelle sich die Frage oft gar nicht, so Christina. Die meisten schwangeren Frauen, die zu ihr in die Hebammenpraxis kommen, sehen es als selbstverständlich an, zu Gutdurch die Stillzeit

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