StadtLandKind. | Ausgabe 42/2024

5 Ab ins Beet – Wir wollen in den Garten! eignen sich Zucchini, Spinat, Mangold, Blattsalate, Erdbeeren. Bei Mischkulturen, also der Kombination verschiedener Gemüse- und Blühpflanzen, sollte man auf „gute“ und „schlechte“ Nachbarpflanzen achten. So kann man das Wachstum der Pflanzen fördern und den Boden verbessern. Radieschen vertragen sich nicht mit Gurken, aber mit Möhren fühlen sie sich wohl. Tomaten passen nicht gut zu Erbsen oder Kartoffeln. Sie harmonieren aber mit Knoblauch oder Kohlrabi. Ringelblumen und Basilikum können durch ihren Geruch Schädlinge fernhalten. In einem naturnahen Garten fühlen sich Nützlinge wieMarienkäfer, Ohrwürmer, Feuerwanzen und Igel wohl und haben einen positiven Einfluss auf Wachstum und Gesundheit der Pflanzen. Es gibt aber auch vermeintliche Schädlinge wie Schnecken, Blattläuse oder Wühlmäuse, die Pflanzen stark schädigen können. Diese sind aber auch oft Beutetiere für die Nützlinge, wie den Igel, der die Nacktschnecken gerne als Leckerbissen verspeist. Sie alle leben in einer wechselseitigen Beziehung und sind Teil eines gesunden Gartenökosystems. Und wie sieht es mit stacheligen Gewächsen aus? Da fallen mir Brombeeren ein, die ziemlich spitze Stacheln haben. Eltern können ihre Kinder aber sensibilisieren und durch vorsichtiges Anfassen zeigen, dass die ein oder andere Pflanze ziemlichweh tun kann. Die Brennnessel ist da ein gutes Beispiel. Sie kann beim Anfassen ziemlich schmerzhaft sein. Aber für Schmetterlinge und viele andere Insekten ist sie eine wichtige Nahrungsquelle. Zudem kann man aus den Pflanzen eine Jauche herstellen, die ein wunderbarer Dünger ist. Ich bin da hin und hergerissen: Man sollte Kinder sehr wohl vermitteln, dass es giftige und stachelige Dinge gibt, aber das alles gehört eben auch zur Balance im Garten. Sollten Kinder diese Erfahrungen in eigener Regie machen? Gut finde ich, im Garten ein kleines, überschaubares Beet oder auf dem Balkon ein Blumenkasten mit den Blüh- oder Gemüsepflanzen für die Kinder anzulegen, das von den Kindern betreut und gepflegt wird. Da gehört dann alles dazu: Nicht zu viel und nicht zu wenig gießen, die Erde auflockern, bekommt die Pflanze gelbe Blätarbeitet als Projektleiterin, Koordinatorin und Dozentin an der Freien Universität Berlin. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit ist sie Mutter von zwei Töchtern und eine leidenschaftliche Naturgärtnerin. Gemeinsammit ihrer Familie hat sie einen eigenen kleinen Garten, engagiert sich aber auch ehrenamtlich in Gemeinschaftsgärten. Als Teil der Nachhaltigkeitsinitiative „SUSTAIN IT!“ hat sie an der FU Berlin die Gemeinschaftsgärten „Blätterlaube“ und „UniGardening“ ins Leben gerufen. Im Rahmen ihres Bildungsformats „Schüler:innenUni Nachhaltigkeit+ Klimaschutz“ organisiert sie in den Gärten Kunst- und Mitmachworkshops für Kinder sowie Fortbildungen für Erwachsene. Zusammen mit Studierenden hat sie zudem einen „Fair-Teiler“ an der Universität etabliert, an dem gerettete Lebensmittel abgegeben und von allen kostenfrei mitgenommen werden können. Wenn sie nicht in Sachen Bildung unterwegs ist, wandert und liest sie gerne oder singt im Chor. www.fu-berlin.de www.fu-berlin.de/schueleruni www.fu-berlin.de/sustain-it Karola Braun-Wanke ter oder fängt sie irgendwo zu faulen an. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen, zu beobachten und sie müssen auch überlegen, warum die Pflanze nicht so gut wächst. Lässt sich aus diesen ersten Versuchen eine dauerhafte Freude am Gärtnern generieren? Ich denke schon. Da sind einmal die Wertschätzung für die Arbeit und das Engagement der Kinder wichtig, aber auch das Vorleben. Wenn die Familie gemeinsam im Garten ackert und sich danach mit einem gemeinsamen Essen belohnt, dabei über die Pflanzen und die Fortschritte spricht, dann fühlen sich die Kinder ernst genommen. Wenn dann noch Spiele oder Experimente damit verbunden sind, wenn der Komposthaufen mit Springschwänzen, Kompostwürmern und Asseln zumEntdeckungsraum mit Becherlupen wird, sind Kinder schnell begeistert. Ein gutes Rezept ist auch, ein Gartentagebuch zu führen, in das die Kinder ihre Beobachtungen eintragen. Da eignen sich Bohnen sehr gut, die nach dem Keimen schnell emporranken und auch als Zelt genutzt werden können. Ein Garten ist für Kinder ein großes Universum, in dem sie mit all ihren Sinnen Entdeckungen machen können. Ein Garten ist aber auch die Chance, den Bogen zum Klimawandel zu schlagen. Welche Ansätze haben Sie dafür, Kindern amBeet oder Blumenkasten zu zeigen, was auf unserer Erde passiert? Kinder erleben im Garten, wie Lebensmittel natürlich wachsen und wie viel Zeit, Arbeit und wertvolle Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser im Gemüse letztlich stecken. So entsteht eine Wertschätzung für das selbstgezogene Obst und Gemüse. Bei der Gartenarbeit erwerben Kinder aber ganz praktisch ein Grundverständnis für Natur und Ökosysteme. Wenn man genau beobachtet, ist schnell zu erkennen: Natur verschwendet nicht. Alles wird verwertet. Das ist dieser Kreislaufgedanke, dass alles mit allem zusammenhängt, dass Nützlinge, Schädlinge und Pflanzen einander fördern und bedingen, dass ein guter Boden Kompost aus Gartenabfällen und Pflanzenresten benötigt. Gartenarbeit vermittelt aber auch, dass der Gemüseanbau Geduld und Verantwortung erfordert. Wenn die Kohlrabis nichts werden, haben wir vielleicht vergessen den Kompost hinzuzufügen oder es mit dem Gießen zu gut gemeint. Wenn man sieht, wie viel Lebensmittel in Deutschland weggeworfen werden, wie viel Wasser damit unnötig verbraucht wird – da ist es wichtig, dass Kinder Verständnis fürs Gärtnern, für die Lebensmittelproduktion und unser oft verschwenderisches Konsumverhalten entwickeln. Es schafftaber auch ein Bewusstsein, dass man mit dem eigenen Handeln und nachhaltigem Gärtnern einen Unterschied machen kann. //kakü

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=