Die Unsichtbaren

Der erste Lockdown im Frühling 2020, die Schulschließungen, der Wegfall von Gestaltungs- und Freizeitmöglichkeiten  waren hart. Für alle Familien. Manche Familie  konnten die Einschränkungen besser abfedern, andere  schlechter. In den Medien war viel von #stayathome und „macht es euch gemütlich“ die Rede. Wir alle sahen und hörten die Balkonkonzerte, wir klatschten für Ärzte und Pfleger, schimpften oder lobten die Lehrer unserer Kinder und versuchten zwischen Chaos, Küche und Klopapierhamsterei das Beste aus einem Zustand zu machen, der zwar Ausnahmezustand hieß, sich aber für viele von uns nicht so anfühlte. Für andere dafür umso mehr. Von denen wir aber nichts hörten, weil sie keine Kraft und Zeit hatten, ihre Stimme zu erheben. Die niemand sieht, weil sie keine Plattform haben, die sie sichtbar macht. Die, obwohl oft am Ende ihrer Kräfte, weitermachen, weil sie gar nicht anders können: Eltern, die immer im Ausnahmezustand leben, für die nie etwas einfach und normal ist. Eltern mit behinderten Kindern. Familien, die schon so viel durchgemacht  haben, dass die Corona-Einschränkungen in manchen Familien als „gar nicht so außergewöhnlich“ erlebt wurden. Denn „wir sind ganz anderes gewöhnt“. Von Politik und Gesellschaft wurde im Lockdown an vieles und viele Bevölkerungsgruppen gedacht, an die spezielle Situation behinderter Kinder jedoch nicht. So, als wären sie unsichtbar und ohne gesellschaftliche Relevanz. „Für viele dieser Familien war die Zeit ein Zustand an der Grenze der Belastbarkeit – und darüber hinaus“, bestätigt auch Winfried Monz, Leiter der Lebenshilfe Heidelberg.

Wir haben mit drei Familien über die Zeit des ersten Lockdowns gesprochen. Sie alle engagieren sich in dem Birkenauer Verein „Wir DABEI!“. (https://www.stadtlandkind.info/wir-dabei)

Ehrenamtlich arbeiten hier Mütter und Väter an den Zielen einer echten, selbstverständlichen Inklusion. Daran, dass es nicht länger Glückssache ist, ob ein Kind eine „normale“ Schule besuchen darf und dort angenommen und integriert wird, sondern dass alle Kinder „dabei sein“ dürfen. Unabhängig von Grad, Schwere oder Art der Behinderung. Dieser Artikel ist für Lukas, Simon und Ben. Stellvertretend für alle Kinder und Familien mit behinderten Kindern.

Lukas

Simon

Ben

Protokolle: bw // Fotos: mschi

 

4. Dezember 2020