Liebe Mutter mit den zwei Kindern auf dem Rücksitz deines großen Autos,

sicher hast du sie gerade zur Schule gebracht. Deine Kinder. Heute Morgen. Das ist sehr nett von dir, es hat schließlich geregnet. Möglicherweise hat dich das aus deinem gewohnten Rhythmus gebracht und du warst deshalb etwas eilig unterwegs. Ich bin auch nicht perfekt und regelmäßig zu spät dran. Ich versteh das. Was ich nicht verstehe: Was – zum Teufel – kann so wichtig sein, dass du während der Fahrt auf deinem Handy rumtippst? Ich gehen mal davon aus, dass du keine zwei Stunden brauchst, um zur Schule zu kommen, sondern eher zehn Minuten. Ich gehe sogar davon aus, dass dein Auto eine Freisprecheinrichtung hat und du vermutlich sogar telefonieren könntest. Sollte es denn so wahnsinnig wichtig sein, dass es in den mutmaßlich zehn Minuten die du brauchst, um deine Kinder zur Schule oder in den Kindergarten zu chauffieren, unbedingt geklärt werden muss.

Vielleicht bist du eine wichtige Wissenschaftlerin und hattest gerade die ultimative Erleuchtung, wie man den Klimawandel innerhalb von zwei Jahren stoppen könnte. Vielleicht musst du einen Meteoriten davon abhalten, auf die Erde aufzuschlagen. Dann telefonier halt.

Aber sind wir mal ehrlich: Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass es überhaupt nichts sonderlich Wichtiges war, was du da unbedingt während der Fahrt in dein Mobiltelefon schreiben musstest und weshalb du leider nur ein halbes Auge für den Straßenverkehr hattest. Doch, das war so. Vielleicht sagst du dir:  „Ach, mein Auto ist so groß und sicher, selbst wenn ich einen Unfall baue, uns passiert schon nichts“. Damit magst du sogar recht haben. Aber wie –  sag mir  – wie willst du es deinen Kindern erklären, wenn du ein anderes Kind, das nicht von seiner Mutter im großen Auto zur Schule gebracht wurde, überfahren hast, während deine eigenen Kinder auf dem Rücksitz deines großen Autos saßen? Nur weil du auf diesem scheiß Handy rumtippen musstest?

Das wüsste ich gern.

10. Oktober 2017

1 Kommentar

Liebe Sarah,

Sie sprechen ein Thema an, das auch mich gerade sehr beschäftigt. Nicht die gleiche Situation, aber genauso rücksichtslos und unüberlegt.

Meine Tochter geht in Lützelsachsen zur Grundschule. Jeden Tag geht sie den Schulweg zusammen mit ihren Freunden und genießt den morgendlichen Spaziergang. Dabei wird erzählt, gelacht und ja vielleicht auch ein wenig Blödsinn gemacht.

Der Schulweg führt die Kinder die Sommergasse hinauf und dann gegenüber von der Apotheke den Schulbuckel zum Schuleingang hoch.
Der Schulbuckel ist eine kleine, schmale Stichstraße mit öffentlichen Parkplätzen an der einen Seite und somit nur einspurig befahrbar.
Die Kinder haben dort wenig, bis gar keinen Gehweg zur Verfügung, kommen jedoch mit der Situation soweit sie das in ihrem Grundschulalter überblicken können, gut klar.

Wenn nicht;
Ja wenn es nicht die Eltern geben würde, die Ihr Kind mit dem Auto bis genau vor die Tür bringen müssen, um dann den Schulbuckelweg rückwärts hinunterzufahren.
In den letzten Tagen gab es genau deshalb diverse beinahe Unfälle.
Es ist mir wirklich rätselhaft, wie man – wenn man doch selbst Kinder hat – sich so verhalten kann! Wie man nicht erkennen kann, wie brandgefährlich diese Situation für unsere Kinder ist
Was rechtfertigt diesen Egoismus? Sich selbst und seine Bedürfnisse über das Wohlergehen aller zu stellen?
Ist es tatsächlich dem eigenen Kind zu viel zugemutet wenn es dort hochlaufen muss?
Wie überlebt genau dieses Kind den Weg über die Treppen in der Schule, sollte es darum gehen, dass es vielleicht so schwer zu tragen hat?
Warum nehmen diese Eltern ihrem eigenen Kind dieses Erlebnis mit Klassenkameraden zur Schule zu laufen und sich dabei auszutauschen zu lachen und zu erzählen?
Hat unsere Schule nicht die tolle Idee des Kiss & Ride Parkplatzes entwickelt, der als zentrale Stelle genutzt werden kann um von dort aus gemeinsam mit Freunden den Schulweg erleben zu dürfen?

Es wäre nicht so als wäre ich uneinsichtig. Haben diese Eltern natürlich ähnlich gute Gründe wie von Ihnen liebe Sarah genannt und müssen gerade die Welt retten; entschuldige ich mich hiermit bereits im Voraus!

Ansonsten bitte ich Sie alle mal darüber nach zudenken wie es wäre, wenn es eines Morgens Ihr Telefon wäre welches klingelt, am anderen Ende eine Stimme die Ihnen mitteilt, dass Ihr Kind gerade einen Unfall auf dem Schulweg hatte einfach nur aus einer Situation heraus die definitiv hätte vermieden werden können.
Vielen Dank.

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