Meine beste Freundin, ihr Baby und ich

BabyEs ist heiß, alle schwitzen, selbst die Bienen haben sich vor lauter Hitze zurückgezogen.  Aus der Ferne nimmt man ein leises Planschgeräusch und Kinderkichern wahr. Kleine Pfützen zeigen mir den Weg. Als ich um die Hauswand in den Garten komme entdecke ich Paulina und ihre Mama im Planschbecken. Während Tina die Füße im kühlen Nass baumeln lässt, zeigt Paulina ihrer Mama, dass ihr Elefant auch schwimmen kann, nebenbei gießt sie ihre Füße – ein ganz normaler Sommernachmittag.

Ich ziehe die Schuhe aus, setzte mich zu den beiden in den Schatten und hänge ebenfalls meine Füße in das Planschbecken. Während ich mich beim Nachdenken darüber erwische, wie lange es jetzt schon her sein muss, dass ich das letzte Mal in einem aufblasbaren Becken saß, – es sind auf jeden Fall über 15 Jahre – zeigt mir Paulina ihr schwimmendes Spielzeug. Kleine Boote, ein Bilderbuch mit Meerjungfrauen und einer kleinen Krake darauf und und und … das alles macht das kleine Becken ziemlich bunt.

„Sie will dir vorlesen“, sagt Tina und zeigt auf Paulina, die inmitten des ein Quadratmeter großen Beckens steht und das Buch tropfend aus dem Wasser zieht. Dann geht es los. Ich bin mir ganz sicher, dass sie mir erklärt, wie die kleine Nixe heißt, dass ihre Haare so schön glitzern und dass es unter dem Meer bestimmt sehr lustig zugehen muss. Ich nicke und Paulina erzählt ihre Geschichte weiter.

Ich: „Sie spielt ja schon richtig schön“.

Paulina lässt sich durch Tinas und mein Gespräch in ihrer Geschichte nicht beirren und fischt noch eine Puppentasse aus dem Becken – ich bin mir sicher, dass diese Tasse eine tragende Rolle in der Geschichte spielen muss.

Tina: „Ja, sie kann sich schon sehr gut alleine beschäftigen. Natürlich lasse ich sie aber trotzdem nicht aus den Augen. Aber wenn wir gemeinsam im Wasser sind und sie

ihre Spielsachen bei sich hat, dann ist sie das glücklichste Kind der Welt.“

Das glaube ich ihr aufs Wort. So wird Paulina langsam aber sicher abenteuerlustig. Aber es ist auch toll, wenn man den ganzen Tag spielen darf.

Tina: „Wir kennen inzwischen jeden Spielplatz, Rutsche und Schaukel in der Umgebung.“ In diesem Moment muss ich daran denken, wie es einmal sein wird, wenn Paulina größer ist und Achterbahnen und Co. für sich entdeckt – das ist nämlich gar nicht Tinas Welt.

Ich: „Wie war denn Paulinas erste Kerwe?“

Tina: „Sie hat sich pudelwohl gefühlt. Und wollte mit jedem Karussell fahren – mehrmals. Und wehe die Fahrt war vorbei, dann gab es fast große Krokodilstränen. Markus und ich waren aber froh, dass eine Freundin mit uns unterwegs war,  die mit ihr gefahren ist. Denn wir beide können uns nicht den ganzen Tag drehen, sonst wird uns schlecht.“

Da Wasser Paulinas Element ist, haben sie Mama und Papa kurzer Hand in die Gartenarbeit miteinbezogen. So darf Paulina mit einem Aufsatz für den Gartenschlauch Blumen gießen, was ihr großen Spaß macht. „Paulina, zeig’ mal, wie schön du Feuerwehrmann spielen kannst“, sagt Tina. Gesagt, getan. Das Büchlein fällt mit einem großen Platsch zurück in das Becken. Stolz steht sie da, mit beiden Händen drückt sie fest auf den Knopf, die Blumen hat sie im Blick. „Wie ruhig und gewissenhaft Paulina das schon macht, oder?“, fragt mich Tina sichtlich stolz und kann die Augen nicht von ihrer Tochter lassen, die ihr immer ähnlicher sieht. Paulina dreht sich zu uns, weil sie ihren Namen gehört hat, lässt den Wasserschlauch dabei aber nicht los, sodass ich binnen Sekunden von Kopf bis Fuß nass bin. Als Reaktion lässt sie schnell den Schlauch fallen, dann lacht sie – und ihre Mama gleich mit. „Das macht sie sonst nie“, sagt Tina, die versucht ernst zu schauen und mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht streicht, wobei ich genau weiß, dass sie vor lauter Lachen gleich weinen muss. „Das macht nichts, ich wollte mich eh abkühlen“, sagte ich zu Paulina, die sich inzwischen fast kugelt vor Lachen und sich darüber freut, dass meine Haare nass sind. Zum Dank bekommt sie eine Puppentasse voll Wasser über den Kopf und ihre Mama gleich mit – so sind wir quitt.

Paulina widmet sich wieder ihrem Elefanten. An diesem warmen Sommertag trocknen ihre Haare besonders schnell, sodass mir mit Tina und Paulina gleich zwei Lockenköpfe gegenübersitzen. Ich entdecke ein neues Paar kleine Schuhe auf der Terrasse.

Tina: „Paulina ist in der letzten Zeit so viel gewachsen, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme, neue Sachen für sie zu besorgen. Wir mussten schon drei paar neue Schuhe kaufen, weil sie so schnell wächst.“

Ich: „Die brauchst sie bestimmt auch zum Rennen, oder?“

Tina: „Oh ja, sie ist schon richtig schnell unterwegs und rennt nur noch, weil Laufen ist ja langweilig … und sie klettert wie verrückt, zieht sich überall hoch und will immer so weit hoch wie es nur geht. Aus den Augen kann man sie jetzt erst recht nicht mehr lassen.“

Ich: „Hast du noch andere neue Entwicklungen feststellen können?“

Tina: „Im Moment geht alles rasend schnell und sie kann fast in jeder Woche etwas Neues. Aber vor allem, versucht sie immer mehr, mit uns zu reden. So sagt sie neben ‚Mama’ und ‚Papa’ auch schon ‚Oma’ und ‚Opa’. Und ‚ja’ und ‚nein’ natürlich.“

Das demonstriert sie uns auch gleich, als Mama sagt, dass man nass nicht in den Sandkasten darf. „Nein, nein, nein“, sagte die kleine Paulina, die sich zurück in die Mitte des Planschbeckens setzt – aber nicht ohne vorher noch eine kleine Schaufel voll Sand auf meinem Kopf abzuladen. Tina verkneift sich das Lachen, was aber nicht klappt. „Stimmts, das machst Du sonst nie? Jetzt ist eh alles egal, jetzt bin ich nass und sandig“, sage ich zu Paulina.

Als ich mich wenig später noch etwas nass und sandig auf den Heimweg mache, haben sich kleine Sandhäufchen unter die Pfützen auf der Terrasse gemischt. Wenigstens sind jetzt die Blumen gegossen, denke ich mir. Noch als ich um die Ecke bin und ins Auto einsteige, höre ich erst Tina, dann Paulina sagen: „Nein, nein, nein.“ Dann kichert Paulina. Ich glaube, da war ein Schäufelchen Sand für ihre Mama dabei. Ein kleines Lachen kann ich mir nicht verkneifen.

Von Ann-Kathrin Weber 

Zur Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht ab sofort Baby Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

 

15. August 2015
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2 Kommentare

Es ist schön , wenn Kinder glücklich sind. Aber ohne Grenzen , haben die Kinder auch keinen Halt. Halt in Liebe , sollte die beste Mischung sein. Das Leben lehrt es dem Kind. Spätet! Gebt dem Kind Liebe durch Halten.

Gaby, wie meinst du das ? Beziehst du das auf die Geschichte hier?

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