Meine beste Freundin, ihr Baby und ich

beste FreundinEs ist 1.34 Uhr am 1. Januar als Tinas SMS auf meinem Handy ankommt. „Frohes Neues, meine Liebe“, heißt es darin. Das von mir heimlich ersehnte Foto von der kleinen Paulina in der Silvesternacht bleibt aus. „Sie hat Silvester verschlafen. Ich hätte es nicht gedacht, aber sie hat nichts mitbekommen“, erzählt mir Tina einige Tage später am Telefon. Auch aus dem versprochenen Foto von Paulina als kleinen Schneehasen im Winterurlaub ist nichts geworden. „Wir haben auf den ersten richtigen Schnee für sie gehofft, denn letztes Jahr war sie dafür einfach noch zu klein, um es richtig zu realisieren. Aber leider hat sie davon noch nichts zu sehen bekommen – aber das mit dem Schnee wird ja vielleicht noch was“, sagt Tina , während wir gähnend telefonieren und sie erzählt sie, dass Paulina zur „Langschläferin“ geworden ist. Wenn sie jetzt nach den Winterferien morgens geweckt wird, findet sie das gar nicht lustig. „Ich befürchte fast, dass sie ein Morgenmuffel ist“, sagt Tina und nimmt einen kräftigen Schluck aus ihrer Kaffeetasse, das höre ich bis hierher. Naja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, denke ich mir. Ich kann mich nämlich ehrlich gesagt an keinen Morgen erinnern, an dem Tina super gelaunt und motoviert bis in die Haarspitzen in die Schule kam … erst gegen Mittag war so ihre Zeit, nach einem kurzen Mittagsschläfchen versteht sich.

Ich: „Es ist zwar schon ein Weilchen her, aber wie war Weihnachten bei euch?“

Tina: „Sehr schön und Paulina hat sich sehr gefreut, dass ihre ganze Familie um sie herum war. Das hat man ihr richtig angesehen.“

Während die Großen an Heiligabend total beschäftigt in der Küche standen, um ein Festmahl zu kochen, tat Paulina – das Gleiche: „Sie hat eine Miniatur-Küche von ihren Großeltern zu Weihnachten geschenkt bekommen und sie hat sich richtig darüber gefreut. Den ganzen Tag war sie mit ihrer Küche beschäftigt und hat ohne Ende gespielt“, sagt Tina.

Tina: „Kochst du mir einen Kaffee, Schatz?“

Sie meint nicht mich, sondern ihre Tochter, die heute auf den Tag genau 20 Monate alt wird und die mit ihrer Mama in der Küche sitzt. Kaffee? Kein Problem! Das ist Paulinas Spezialität. Sie macht sich ans Werk und ich höre es im Hintergrund leise kläppern.

Seit Weihnachten lädt die kleine Gastgeberin also täglich ins Restaurant „Paulina’s“ ein.  Ihre kleine Küche steht neben Mamas großer Küche – „so kann sie direkt dabei sein, wenn ich koche, und ich habe sie immer Blick“, sagt Tina. Ich habe mir für den nächstmöglichen Termin gleich einen Tisch reserviert und bin gespannt auf den von Tina hochgelobten Kaffee. „Hm, ist der lecker“, höre ich Tina sagen. „Wehe, ich trinke den Kaffee nicht. Dann ist sie zutiefst beleidigt“, sagt Tina dann wieder zu mir in den Telefonhörer.

Paulina: „Da.“

Ich höre die kleine Köchin im Hintergrund werkeln und plappern.

Ich: „Kann sie denn schon etwas Neues sagen?“

Tina: „Nicht wirklich, aber ,Danke’ und ,Bitte, bitte’ sagt sie immer öfter. Sie macht keine Anstalten, mehr Wörter dazuzulernen, als die, die sie ohnehin schon kennt.“

Der Grund: Sie braucht nicht viel zu reden, weil ihre Eltern sie auch ohne Worte verstehen. Und die kleine Paulina macht unmissverständlich klar, was ihr gerade durch ihren kleinen Lockenkopf geht. So schüttelt sie ihn, wenn sie etwas nicht will, und deutet auf Dinge, die sie in die Hand nehmen möchte. Und erzählt – ganz ohne Worte – manchmal ganze Geschichten. Wie zum Beispiel diese: „Sie war mit meiner Mutter Enten füttern“, erzählt Tina. Paulina bemerkte ganz genau, dass die kleinen Tiere gerade schliefen, zeigte aufs Wasser, legte den Kopf schief und stütze ihn mit ihrem Handrücken ab. „Voilà, sie wurde wieder ohne Worte verstanden und zeigte, dass die Enten gerade nicht gestört werden möchten.“

Mein Handy piepst. Während Tina mir von weiteren Ereignissen in den vergangenen Tagen erzählt, schickt sie mir parallel Fotos, damit ich auch weiß, wovon sie spricht. Kinder-Küche, Weihnachtsbaum, Spaziergang im Winterurlaub – jetzt bin ich voll im Bilde.

„Eigentlich ist es ziemlich verrückt mit diesen Smartphones: Einerseits will man alles festhalten und die Familie, die teilweise nicht hier wohnt, auf dem neuesten Stand bringen, wie sich Paulina entwickelt“, sagt Tina. So verschickt sie stets Audio-Aufnahmen, wenn Paulina ein neues Wort sagen kann, oder auch Videos und Bilder. „Der Nachteil ist aber, dass man dann so viele Bilder hat, die man sich im Nachhinein kaum alle anschauen kann. 200 Bilder pro Monat kommen so manchmal zusammen, denn auf den Auslöser ist schnell gedrückt.“
200 Bilder pro Monat – das ist schon ein stolzer Wert, den andere junge Eltern bestimmt auch kennen. Für die gleiche Anzahl an Fotos hätten unsere Eltern früher mehrmals in der Woche vor dem Fotogeschäft Schlange stehen müssen, um die Fotofilme entwickeln zu lassen … verrückt!

Während unseres Telefonats trinkt Tina noch zwei weitere Miniatur-Kaffee und isst einen Pfannkuchen, zubereitet von ihrer kleinen Lieblingsköchin.

Übrigens: Die Vorliebe für  Kaffee ist bis heute geblieben – sowohl bei Tina als auch bei mir. Paulina, du bist also herzlich willkommen im Club! Doch für Kaffee bist du noch ein bisschen zu klein. Aber Kakao tut’s auch.

Von Ann-Kathrin Weber 

Zur Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht ab sofort Baby Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

15. Januar 2016
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