Let’s talk about money

Wie geht eigentlich Geld? Lässt sich Geld lernen wie eine Fremdsprache oder ein Instrument? Warum wir Geld als Schulfach brauchen, und warum jede Finanzkrise auch eine Bildungskrise ist.

„Zu Weihnachten wünsche ich mir ein Konto“, erklärte unsere damals vierjährige Tochter, nach ihren Wünschen gefragt. Der große Bruder hatte bereits ein Bankkonto und berichtete oft stolz von seinen Ersparnissen. Als alle Geschenke ausgepackt waren, flossen die Tränen. „Wo ist mein Konto? Wo ist mein Konto?“ Der hübsch verpackte Stapel mit Papieren und Unterlagen konnte die Vierjährige nicht beruhigen. Offensichtlich hatte sie eine geheimnisvolle Kiste mit glänzenden Talern erwartet. Einige Tage spätere fuhren wir an der entsprechenden Bank vorbei – die auch unsere Bank war – und zeigten auf das Gebäude: Da! Da drin ist dein  Konto. Noch immer Ratlosigkeit auf der Rückbank. Und als wir dann irgendwann tatsächlich in die Räumlichkeiten dieser Bank gingen, verlor unsere Tochter endgültig die Geduld und schrie den ahnungslosen Mitarbeiter an: „Ich will mein Konto ZURÜCK! UND ZWAR SOFORT!“

„Was ist das denn?“, fragte unser Sohn fassungslos. Es war wieder einmal Weihnachten und er war gerade 14 Jahre alt geworden. „Sind das BÜCHER?“ Den ebenfalls hübsch eingepackten Stapel Bücher über das Finanzwesen, die Börse und wie man mit Aktien handelt kommentierte er mit einem Kopfschütteln und zeigte auf sein Smartphone. „Da ist alles drin, was ich brauche“, erklärte er. „Die Bücher solltet ihr vielleicht lesen, oder? Ihr habt studiert, wart im Ausland, arbeitet den ganzen Tag – und trotzdem fahren wir keinen Porsche und Rente kriegt ihr später auch keine. Also: Irgendetwas kann da doch nicht stimmen.“

Im Nachhinein betrachtet, haben beide Kinder uns auf ihre Weise eine Lektion in Sachen Geld und finanzieller Bildung erteilt. Zweimal mussten wir feststellen: wir wissen eigentlich so gut wie nichts über Geld und können es weder erklären noch greifbar machen. So geht es vielen Menschen unserer Generation. Aufgewachsen mit
eigenen Eltern, die der Sparkasse an der Ecke jahrzehntelang die Treue hielten und ihr Geld auf Sparbüchern und Girokonten parkten. Für die der Handel mit Aktien „gefährlich“ oder unmoralisch war. „Geld verdirbt den Charakter“, „Geld macht nicht glücklich“, „Bei Geld hört die Freundschaft auf“ waren Sprüche, die selbstverständlich den allgemeinen Wortschatz bereicherten und nie hinterfragt wurden. Wird also doch mal über Geld gesprochen, dann nur negativ.

In unserem Bekanntenkreis beobachten wir bei Paaren mit kleinen Kindern, dass das Thema Finanzen oft ausgeklammert wird. Oder darüber gestritten wird. Wem gehört das erwirtschaftete Geld, wenn ein Elternteil zuhause bleibt? Beiden? Oder dem, der es erwirtschaftet? Sollte der- oder diejenige, die Elternzeit nimmt, ein „Gehalt“ bekommen? Gründe gibt es also genug, sich das Thema Finanzen und Geld einmal genauer anzusehen. Wir haben festgestellt: es ist ein spannendes Thema und ethisch einwandfrei. Geld ist erst mal weder gut noch böse, sondern immer das, was man daraus macht.  bw // Fotos: Adobe Stock

Zum Weiterlesen:

„Geld muss man lernen“. Interview mit dem Autor und Selfmade-Millionär Philipp J. Müller: stadtlandkind.info/geld-muss-man-lernen

Sachbuchtipps zum Thema Finanzen für Kinder und Eltern: stadtlandkind.info/buchtipps-zum-thema-finanzen-geld

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