Paulinas Tagebuch 

Es sind die letzten richtig warmen Sonnenstrahlen in diesem Spätherbst, als ich mit Tina und ihren Kindern auf der sonnendurchfluteten Terrasse sitze. Wir trinken Kaffee, naschen die letzten Beeren und Markus kommt gerade aus dem Baumarkt, vollbepackt mit Holzplatten und Folie. Was daraus wird? Ein Haus für die neuen tierischen Mitbewohner. Sie sind gerade so groß, dass sie in eine Kinderhand passen – und sie wachsen mit. Darf ich vorstellen? Die drei Landschildkröten Pinky, Paula und Cooper, die – zugegebenermaßen – auch mich in Windeseile faszinieren. Pauli und Luisa ziehen mich zu ihnen, um mir alles über sie zu erklären – und das so schnell, dass ich gar nicht mehr mitkomme …

TagebuchLuisa (schubst ihre Brille zurück auf ihre Nase): „Man muss sie ganz vorsichtig hochnehmen. Guck‘ so!“

Ich: „Ok …“

Paulina (rutscht näher): „Und sie mögen es gerne unter ihrer Wärmelampe.“

Ich: „Ja, stimmt …“

Paulina: Und sie essen gerne Salat.“

Ich: „Auch das kann ich gut verstehen …“

Luisa: „Sie sind noch ganz klein, aber wenn sie größer sind, dann schlafen sie über Winter in unserem Kühlschrank.“

Ich: „Na sowas … über dem Salat im Gemüsefach? Und wie könnt ihr die Drei auseinanderhalten? Sie sehen sich doch so ähnlich.“

 

Luisa (hat den Durchblick): „Das ist ganz einfach. Die hier hat hier einen Punkt, siehst du. Und die hat ihn nicht. Und die hat da einen Streifen, siehst du den Streifen?“

 

Ich: „Also das ist Cooper?“

Luisa: „Ich erkläre es dir nochmal…“

 

Tina: „Das sind jetzt unsere Haustiere, die in diesem Winter bei uns im Wohnzimmer überwintern dürfen, weil sie noch zu klein sind für die richtige Überwinterung im Kühlschrank. Als wir uns dazu entschieden haben, Schildkröten zu haben, habe ich Pauli erklärt, dass sie wirklich sehr alt werden. Sie hat mir versprochen, dass sie sie mitnimmt, wenn sie einmal auszieht … wir werden sehen.“

Nachdem alle gemeinsam wie kleine Architekten das neue Gehege für die drei Mitbewohner geplant haben, macht sich Markus ans Sägen, Tackern, Ausbessern und Befüllen. Wenig später haben es Pinky, Paula und Cooper super gemütlich mit Wärmebereich, Wellnessbecken und viel Platz zum Zurückziehen.

Während Pauli in ihrem Zimmer erst das Klavierspielen übt und danach das Tanzen – „das macht sie derzeit wirklich gerne“, sagt Tina – nutzen wir die Zeit, um auf die letzten Wochen in diesem Jahr zu schauen, in dem trotz pandemiebedingtem Stillstand doch so viel passiert ist, schließlich ist Pauli seit drei Monaten eine Zweitklässlerin.

 

Ich: „Wie waren die ersten drei Monate des zweiten Schuljahres?“

Tina: „Pauli ist happy in der Schule und mächtig stolz darauf, nicht mehr zu den Kleinen zu gehören, sondern schon zu den größeren Schulkindern. Sie geht gerne in die Schule, aber das mit Corona nervt sie natürlich auch, wobei sie das mit der Maske richtig gut macht und sie es überhaupt nicht stört.“

 

Ich: „Wie sprichst du mit Paulina über Corona?


Tina
: „Ich spreche mit ihr sehr offen darüber und beantworte ihr alle Fragen, die sie hat. Als es einen Fall in ihrer Schule gab, habe ich ihr auch erklärt, dass sie nun noch etwas mehr darauf achten muss, ein bisschen sensibler zu werden, also sich zum Beispiel wegzudrehen, wenn jemand niesen muss. Das versteht sie und setzt es auch gut um. Ich habe ihr auch erklärt, dass die Situation in diesem Winter eine andere ist als im vergangenen Jahr, da nun die meisten Erwachsenen um sie herum geimpft sind und sie sich nicht mehr zu große Gedanken um ihre Omas und Opas machen muss. Aber ich erkläre ihr natürlich auch, dass man nach wie vor aufpassen und vorsichtig sein muss.“

 

Ein paar Wochen, Hausaufgaben und Plätzchenbacknachmittage später hat sich der Herbst zurückgezogen und Platz für den Winter gemacht. Es ist schon Dezember und so langsam stellen sich alle auf das baldige Jahresende ein – bis auf die drei Mitbewohner, die es sich nach wie vor in ihrem Gehege gutgehen lassen und von den zwei Mädels gut versorgt werden. Aber Pinky, Paula und Cooper sind nicht die einzigen Mitbewohner. Seit Anfang Dezember ist auch ein Wichtel zu Paulis Familie gezogen. Ein witziges Kerlchen, das gerne Kontakt sucht, allerdings oft nachtaktiv ist, wenn alle anderen Hausbewohner tief schlafen. Mit Pauli und Luisa kommuniziert er überwiegend über kleine Briefe, die sie sich an seine kleine Wichteltür stecken …

„Bei euch ist ja ganz schön was los“, sage ich zu Tina, als wir telefonieren.

Tina: „Das stimmt. In der Adventszeit geht es bei uns diesmal echt rund. Natürlich haben die Zwei auch einen Adventskalender, den Markus und ich befüllt haben. Jeden Morgen flitzen Pauli und Luisa zu ihrem Kalender und freuen sich sehr darüber.“

 

Ich: „Und wie kam es zu dem Wichtelbesuch?“


Tina
: „Er ist bei uns eingezogen, nachdem wir im Wichtelwald in der Region waren. Dort stehen liebevoll gestaltete, kleine Türchen an Baumstämmen. Ende November waren wir dort spazieren und die Mädels fanden es dort so toll, dass wir gedacht haben: Das wäre was. Ich war mir anfangs unsicher, ob sich Pauli mit ihren sieben Jahren noch darauf einlässt, aber es macht ihr großen Spaß und sie schreibt jeden Tag Briefe an den Wichtel. Und er antwortet natürlich auch …“

 

Das Jahr 2021 zählt nur noch wenige Tage und Pauli weiß natürlich, dass, wenn alle Türchen am Adventskalender geöffnet sind, Weihnachten ansteht und sie sich etwas wünschen darf. Steht der Wunsch denn schon fest? „Sie wünscht sich eine Kamera, um sich beim Tanzen zu filmen“, sagt Tina. Mal sehen, ob dieser Wunsch in Erfüllung geht, ich drücke ihr jedenfalls die Daumen.

 

Im Dezember geht es bekanntlich Schlag auf Schlag: Adventskalender, Weihnachtsfeiertage und schwuppdiwupp ist der Silvesterabend da – und das neue Jahr klopft schon an die großen und kleinen Wichteltüren. Für Pauli bleibt es auch im nächsten Jahr spannend, schließlich wird sie im September schon eine Drittklässlerin werden und Luisa kann es selbst kaum erwarten, endlich selbst in die Schule zu kommen, auch wenn das noch ein bisschen dauert. Bis es aber so weit ist, wird sie sich um die drei Schildkröten kümmern, schließlich weiß sie ganz genau über sie Bescheid.

 

Schildkröten sagt man nach, dass sie weise und beständig sind, sie können viele Jahre alt werden, ähnlich wie die uralte Morla in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Wichtel hingegen sind flink, kommunikativ, aber vielleicht ein bisschen menschenscheu. Liebe Pauli, ich wünsche dir, dass du für dich von beiden Mitbewohnern die besten Eigenschaften herausziehst. Bleibe auch im nächsten Jahr so witzig, phantasievoll und wissbegierig, dann kann nichts schiefgehen.

Von Ann-Kathrin Weber

Die Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber besucht für StatdLandKind regelmäßig Paulinas Familie und berichtet über Neuigkeiten, Lieblingsfächer und alles, was im Leben von Paulina eine Rolle spielt. Die nächste Folge von „Paulinas Tagebuch“ erscheint am 15. März. 

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