Meine beste Freundin, ihre Tochter und ich

Paulina und das Wasser, das ist eine große Liebe. Ob bereits vor sechs Jahren beim Babyschwimmen, bei Urlauben am Meer oder zu Hause im kleinen, aufblasbaren Becken im Garten: Paulina war immer im Glück, Hauptsache es war nass! Und vor ein paar Tagen ist es nun passiert – Pauli hat das Schwimmen gelernt. Und niemand anderes als Papa Markus hat es ihr beigebracht, in einem Pool in einem Ferienhaus.

Ich: „Hattet ihr Bedenken in den Urlaub zu fahren?“

Tina: „Der Urlaub konnte nicht mehr abgesagt werden. Wir waren ein paar Tage vor der Reise hin- und hergerissen, ob wir fahren sollen oder nicht. Letztendlich haben wir uns dann doch dafür entschieden und wir wurden nicht enttäuscht. Es war trotz Corona ein wirklich schöner Urlaub.“

Nach Homeoffice und Kinderbetreuung unter einem Dach, was die Familie zwar noch enger zusammengeschweißt, aber auch Nerven gekostet hat, kam der Urlaub wie gerufen. Alle vier konnten ganz ungeniert die Seele und Beine baumeln lassen und jeden Augenblick genießen. Paulina und ihre Familie waren fernab von Menschen in einem Ferienhaus nur für sich. „Waren wir trotzdem mal dort, wo Menschen waren, dann hat Pauli ganz tapfer ihre Maske getragen und es hat sie null gestört. Das hat sie toll gemacht und sie versteht auch, warum es wichtig ist, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen“, sagt Tina.

Tina: „Und Paulina hat in den paar Tagen so viel gelernt …“

Ich: „Das Schwimmen zum Beispiel.“

Tina: „Und wie! Sie hat so viel geübt.“

Schon im letzten Sommer hat sie es geliebt, im kleinen Pool im Garten – voll ausgestattet mit Sicherheitsweste und Schwimmbrille – zu planschen, daran kann ich mich nur zu gut erinnern. In diesem Jahr ging es dann ans Schwimmen lernen. Jeden Tag hat Papa Markus mit ihr das Schwimmen geübt – und es ist auf jeden Fall Papas Erfolg, dass sie das nun endlich kann.

Tina: „Am letzten Urlaubstag ist sie dann plötzlich ohne Hilfe einmal durch das Becken geschwommen. Das war wieder ein großer Meilenstein in ihrem Leben.“

Tina ist stolz wie Oskar, das kann ich in jedem Wort hören, während wir telefonieren. Jetzt, wo sie den Dreh mit Beinen und Armen raus hat, hofft Paulina natürlich, dass die Schwimmkurse bald wieder weitergehen. Denn dann kann sie ihr ersehntes Seepferdchen machen.

Tina: „Aber nicht nur das Schwimmen, sondern auch das Seilhüpfen hat sie gelernt.“

Das fuchst Pauli schon seit mehreren Wochen. „Seitdem wir so viel zu Hause waren, haben wir immer Corona-Sport gemacht und Seilhüpfen war da eben auch dabei. Da ist mir erstmal bewusst geworden, wie schwer es eigentlich ist, das Seilhüpfen zu erklären. Das muss man einfach selbst herausfinden, welcher der richtige Rhythmus mit Armen und Beinen ist“, sagt Tina.

Und in dieser Zeit zeigte sich Paulis Ehrgeiz, den ich schon lange in ihrem Blick vermutet habe. Sie hat immer wieder geübt, obwohl es auch manchmal Niederlagen gab und sie frustriert war. Aber aufgegeben hat sie nie.

Tina: „Und jetzt hat sie es schließlich hinbekommen – und das war das Erfolgserlebnis hoch 100 für sie.“

Noch ein paar Tage vor dem Urlaub habe ich Tina und ihre Familie nach einer gefühlten Ewigkeit mal wiedergesehen. Und dann ist mir so richtig bewusst geworden, wie viel Zeit vergangen ist, und wie viel während diesen Wochen passiert ist. Luisa plappert mittlerweile wie ein Wasserfall auf mich ein und erzählt mir, dass sie Sterne und Herzen malen kann – und demonstriert es auch sofort. Und Pauli? Sie wird einfach immer größer, sowohl körperlich als auch in ihren Wünschen und Träumen, und denkt gar nicht daran, damit aufzuhören. Warum auch? Es gibt ja auch so viel Spannendes zu entdecken. Das merkt auch Mama Tina, die von Pauli immer öfter im Bad beim Fertigmachen beobachtet wird. „Sie wird größer und möchte immer öfter auch mal ein bisschen Lippenstift oder die Haare geglättet oder gelockt bekommen“, sagt sie fast ein bisschen ungläubig. „Verrückt!“ – das trifft es ganz gut.

So schnell geht das also mit dem Größerwerden, denke ich mir und kann jetzt ein bisschen besser verstehen, wie es unseren Müttern damals und wahrscheinlich auch noch heute mit uns genauso geht. Und wieder einmal hat mich Pauli an eine alte Weisheit erinnert, die man ganz leicht vergessen kann, wenn man nicht aufpasst: Wenn man nur lange genug an etwas glaubt und fleißig dafür übt, kann man alles schaffen.

Von Ann-Kathrin Weber

Über die Autorin:

Redakteurin Ann-Kathrin Weber hat zwar selbst noch keine Kinder, schreibt aber besonders gern über Kinderthemen. Für StadtLandKind hat sie ihre Freundin Tina durch die Schwangerschaft begleitet und besucht Paulina und ihre Eltern einmal im Monat für uns.

 

 

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