„Die Klimakrise geht auch mit Corona weiter“

KlimakriseCarolin Stasch ist nur eine von vielen Müttern (und Vätern), von Kita-Kindern, die sich bundesweit für mehr Klimaschutz einsetzen. Als direkte Folge der Fridays-for Future-Bewegung gründeten sich 2019 die „Kita-Parents for Future“. Eltern, Fachkräfte und Kita-Leitungen setzen sich für eine nachhaltige Zukunft ein und sensibilisieren Eltern und Mitarbeiter für das Thema Klimaschutz. Mit vielen unterschiedlich ausgerichteten Arbeitsgruppen werden nicht nur einzelne Einrichtungen auf mehr Klimaschutz wie bessere Dämmung, Solarpanels und Begrünung hin beraten, sondern die engagierten Eltern bei den Parents for Future analysieren auch Wahlprogramme der Parteien, suchen das Gespräch mit der Politik und organisieren sowohl digitale als auch coronakonforme Streiks. Wir haben uns mit Carolin Stasch aus Hemsbach, Mutter zweier Kita-Kinder, über ihr ehrenamtliches Engagement unterhalten.

Liebe Frau Stasch, worum geht es bei den „Kita-Parents for Future“?

Wir sind Eltern von Kindern im Kita-Alter sowie Pädagoginnen und Kita-Leitungen, die gemeinsam das Thema Klimaschutz voranbringen und beitragen möchten, dass die Klimakrise als solche verstanden wird. Denn die Kita ist Ort der Begegnung (wenn auch aktuell leider eingeschränkt), wo Eltern ganz unterschiedlichen Hintergrunds aufeinandertreffen und wo unsere Kinder das Rüstzeug für ihr Leben mitnehmen.

Wie wurden Sie auf die Bewegung aufmerksam?

Meine persönliche Klimakrisen-Erkenntnis hatte ich leider erst im Frühsommer 2019, als ich an einem unglaublich heißen Vormittag mit meiner damals eineinhalbjährigen Tochter durch die Frankfurter Innenstadt lief und den Schatten suchte. Auf einmal war der Gedanke in meinem Kopf: Warum nur hatte ich das Problem der Klimakrise die ganze Zeit nicht auf mich selbst und mein Leben bezogen? Die Elternzeit (meine zweite) ermöglichte mir den Luxus, Zeit zu haben, um mich in das Thema einzulesen. Bald fand ich mich freitags bei meiner ersten Klimademo, schloss mich danach den „Parents for Future“ an und engagierte mich, als im Herbst 2019 die bundesweite Gruppe Kita-Parents gegründet wurde, direkt dort im Orga-Team.

Wo können sich interessierte Eltern oder auch Kita-Leitungen melden?

Wir haben eine Website mit Materialien und nützlichen Links zum Thema Klimaschutz in der Kita: parentsforfuture.de/kita Der erste Kontakt am besten über: kita@parentsforfuture.de (wir freuen uns immer über neue Gesichter!).

Was genau können Eltern und Mitarbeiter vor Ort umsetzen? Haben Sie praktische Tipps für mehr Nachhaltigkeit?

Eltern können den Elternbeirat oder direkt die Kita-Leitung auf das Thema ansprechen. Was wird bereits umgesetzt? Ist Klimaschutz Teil des Kita-Leitbilds? Ist ein thematischer Elternabend möglich? Wichtige Punkte sind Strom und Wärme (also, wird echter Ökostrom in der Kita genutzt, ist eine Photovoltaik-Anlage möglich; wie kann Strom gespart werden; wie wird geheizt, sollte die Heizung erneuert werden?) sowie Ernährung: Reduktion von tierischen Lebensmitteln, die Rolle von regionaler und Bio-Ware, Verständnis, Lebensmittel nicht zu verschwenden.

Warum Kitas? Das ist doch eigentlich ein ganz unpolitischer Ort, oder?

Die Kita ist ein Ort des Zusammentreffens unterschiedlicher Familien, die Kita leistet Sozialraumarbeit und begleitet und fördert unsere Kinder in ihrer Entwicklung. Hier werden Werte vermittelt und den Kindern die altersgerechte Erfahrung ermöglicht: Unsere Erde ist wertvoll.

Nehmen Sie Ihre kleinen Kinder auch auf Demonstrationen mit? Selbst unter Vor-Corona-Bedingungen kann es doch auf Demonstrationen laut und ungemütlich werden …

Das ist eine Frage, die jede Familie für sich selbst beantworten muss. Als wir noch in Frankfurt wohnten, habe ich persönlich meine Kinder (damals 3 und 1) nicht mitgenommen. Es hat bei Großdemonstrationen in der Vergangenheit aber auch extra Abschnitte für Kinder gegeben und wir haben Tipps für Familien auf unserer Website zusammengestellt. Inzwischen wohnen wir in Hemsbach und bei der letzten Demo in Weinheim waren wir als ganze Familie mit einer anderen Familie unterwegs. Uns war wichtig zu zeigen: Die Klimakrise geht auch mit Corona weiter.
bw // Fotos: privat; Adobe Stock

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